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    Was ist Spinning?

    Sophia Willmes
    Sophia Willmes
    15. Nov. 2023 6 Min.
    Was ist Spinning?

    Irgendein Fitnesstrend oder doch ein bisschen richtiger Radsport?

    Steigt mal kurz von eurem Wahoo-Kickr oder eurer Zwift-Rolle, wir schauen heute mal auf die andere Seite des Indoor-Cyclings. Also raus aus eurer Pain-Cave in Wohn- oder Schlafzimmer und rein in große, dunkle Studios, wo zu Techno und Strobo-Licht geschwitzt, getanzt und geradelt wird. Dort ist nämlich einer der wichtigsten und langanhaltendsten Fitnesstrends des 21. Jahrhunderts zuhause: Spinning. Was genau das ist, inwiefern es sich vom klassischen Indoor-Cycling unterscheidet, was für euch als "richtige" Fahrradfahrer:innen drin sein könnte und warum es aber dieses "richtig" doch gar nicht gibt... Das sehen wir uns in diesem Blogpost genauer an.

    1. Was ist Spinning?

    Spinning, das ist Cardio erster Güteklasse, Ganzkörper-Workout und Kalorienverbrennung der effektiven Art. Und eine wilde Party noch dazu. Auf besonderen, im Studio feststehenden Fahrradtrainern wird während 45-60 Minuten zu lauter, energetischer Musik gestrampelt und getanzt, was das Zeug hält. Um auch den Oberkörper zu trainieren, kommen zur klassischen Radelbewegung Hantelübungen für die Arme hinzu sowie Tanzbewegungen für Taille und Oberkörper. Dabei ist immer ein:e Instructor für die Gruppe verantwortlich, gibt Anweisungen, animiert, motiviert, pusht, singt, schreit und alle machen mit.

    2. Was ist der Unterschied zum klassischen Indoor Cycling?

    Nun, erstmal Ort, Setup und Begleitung. Wer daheim auf der Rolle trainiert, fährt erstens alleine, zweitens in den eigenen vier Wänden und drittens auf dem eigenen Fahrrad und einem Rollentrainer, nicht auf einem extra konzipierten, feststehenden Spinning-Bike. Ein paar der smarten Rollentrainer kann man zudem mit Apps wie Zwift, Wahoo oder TrainerRoad verbinden und schon radelt man in virtuellen Welten, kann auf bunte Karten und verschiedenste Trainingsarten zugreifen und auch mit anderen Fahrer:innen gemeinsam trainieren - virtuell, versteht sich. Die eigentliche Fahrerfahrung ist dabei aber relativ realistisch: Immerhin ist es euer Bike und ihr tretet darauf im genau selben Stile in die Pedale, wie ihr es auch draußen tun würdet. Ungehindert vom besonderen Widerstand der schweren Spinning-Laufräder oder von den vielen potentiellen Ablenkungen eines lauten, energetischen Spinning-Kurses.

    Zudem könnt ihr beim klassischen Indoor-Cycling euer Training genauer justieren und tracken und auch euer Bike ist ja genau auf euch und euren Fahrstil abgestimmt - von Sattelhöhe bis hin zur Einstellung eures Lenkers. Was vor allem für diejenigen unter euch eine ideale Trainingssituation verspricht, die präzise, konzentriert und in Ruhe trainieren wollen und auch das meiste aus der Session rausholen wollen. Ihr seid aber halt auch alleine - was für den eben beschriebenen Typ perfekt sein kann und am ehesten der Outdoor-Situation ähnelt, in der es nur euch, das Fahrrad und die Stimme in eurem Kopf gibt. Aber das bedeutet auch ein Training ohne motivierenden und animierenden Coach, ohne Gruppe, die euch pusht und mit der ihr gemeinsam durchziehen und über eure Grenzen gehen könnt. Ohne die soziale Komponente, die für manch andere Fahrradfahrer:innen alles an diesem Sport ausmacht und den eigentlichen Charme der Spinning-Parties ausmacht.

    3. Woher kommt nun Spinning?

    Was sich erstmal nach einem neumodischen Underground-Sport anhört, ist gar nicht mal so neu, wie manche denken. Vor ziemlich genau 20 Jahren stand der Radprofi Jonathan Goldberg nämlich vor folgendem Dilemma: Das berühmte Race Across America stand kurz bevor und er wollte sich angemessen vorbereiten, gleichzeitig aber auch nicht seine hochschwangere Frau alleine daheim zurücklassen. Die Lösung? Eine Vorrichtung mithilfe derer er sein Rennrad aufs heimische Laufband stellen und dort trainieren konnte. Die Idee des Heim-Rad-Trainers fand schnell Gefallen unter Jonathan und seinen Freunden, die sich fortan öfter in seiner Küche trafen und sich auf dem besonderen Trainingsgerät abwechselten, so groß war die Neugier. Jonathan beschloß in der Konsequenz, das Potenzial dieser besonderer Trainingsform auszuschöpfen, mietete ein kleines Studio, um die Spinning-Kurse mehr Leuten anbieten zu können und vier Jahre nach diesen ersten Indoor-Sessions brachte er das erste kommerzielle Spinning-Bike auf den Markt und ließ den Begriff "Spinning" als Schutzmarke eintragen.

    "Johnny G" und das allererste Spinning-Bike

    4. Und seit wann ist Spinning cool?

    Fast forward um einige Jahre und Spinning ist ab 2006 DER Trendsport unter kosmopolitischen Fitness-Eliten. Madonna, Beyoncé, Jay-Z, alles, was Glanz und Glamour hat, "spinnt" in den hippen SoulCycle Fitnesscentern der New Yorker Upper West Side. Der Twist zu Jonathan's Art von Spinning? Dass aus dem "simplen" Radfahren bei verschiedenen Intensitäten, Steigungen und Geschwindigkeiten die Fitnessparty gemacht wird, die wir heute unter dem Sport verstehen.

    Erst in den SoulCycle Studios von Julie Rice und Elizabeth Cutler kommt Techno- und Electro-Musik ins Spiel, erst ab 2006 wird Spinning zu Ganzkörper-Workout und Party zugleich - Discokugeln und Schwarzlicht inklusive. Radfahren wird zum Tanz, zum Ausnahmezustand und zu einer Stunde abseits jeder Realität, zum hippen Workout und Statussymbol, zu Disco und Neonlicht. Dass das nicht mehr viel mit eigentlichem Radfahren und auch nichts mit der ursprünglichen Idee von Jonathan's Indoor-Training zu tun hat, ist klar.
    Dass es trotzdem ein neues Cardio-Workout der besonderen Art ist, aber auch. Und dass die Energie im Studio dabei unvergleichlich ist, sowieso. Kein Wunder also, dass Spinning seither die Welt im Sturm erobert hat.

    5. Spinning als Frauensport?

    Vielleicht auch deshalb, weil Spinning zwar viele der Fitness-Vorteile regulären Fahrradfahrens bereithält, aber ganz anders konnotiert ist. Beide Arten des Radeln stärken Muskeln und den Herzkreislauf, senken den Blutdruck und heben die Stimmung erwiesenermaßen an. Aber während der klassische Radsport und auch Fahrradfahren im Allgemeinen immer noch männerdominierte Welten sind, so werden Spinning Studios vor allem von Frauen bevölkert. Für den Gender Cycling Gap im Outdoor-Radeln gibt es viele Gründe - von teuren Bikes bei weniger Einkommen über mangelnde Sicherheit für Frauen im öffentlichen Raum bis hin zu zeitlichen Einschränkungen wegen Care-Arbeit und Co. Und vielleicht ist gerade deshalb dieses parallele Fahrrad-Universum der Spinning Studios von SoulCycle, Flybike und Co. endlich der Safe Space für Frauen, der im "richtigen" Radsport immer noch ein bisschen auf sich warten lässt.

    In dem es kein teures Bike braucht, um mit dem Radeln loszulegen, sondern lediglich Handtuch, Sportklamotten und Wasserflasche. In dem man nicht erstmal 40 min fahren muss, um für eine Tour aus der Stadt und wieder reinzukommen, sondern in dem man in 45 Minuten das ganze Package bekommt und sich in der kurzen verfügbaren Zeit, die frau hat, richtig aus- und empowern kann. In dem man nicht erst Mut für einen ersten Group Ride mit den erfahreneren Fahrradfreund:innen sammeln muss, sondern geschulte Instructors hat, die einen pushen und an der Hand nehmen. Der vor allem von seinem Community-Aspekt lebt, und in dem es weniger ums Miteinander-Messen geht, als ums gemeinsame ausgelassene Strampeln und Tanzen.

    Eventuell eine etwas steile These, um die Geschlechterverteilung in den beiden Sportarten und die große Beliebtheit von Spinning zu erklären, aber definitiv eine, über die es sich lohnt, nachzudenken.

    6. Ist das was für "echte" Fahrradfahrer:innen?

    Fakt, nicht These, ist aber, dass Spinning weiterhin ziemlich feminin konnotiert ist, mit instagrammable Boutique Studios und überwiegend fitten, weißen, jungen Frauen, die die mediale Darstellung des Sportes dominieren. Und dass das wiederum so manchen Fahrradfahrer davon abschreckt, den Kursen eine Chance zu geben.

    Spinning fand seinen Anfang als Indoor-Training für Rennradfahrer:innen. Ein Sport, der vor allem draußen stattfindet. Wer jetzt also als erfahrene:r Rennradfahrer:in regelmäßig Serpentinen runter rast und auf Asphalt-Highways dem Horizont entgegen jagt, der wird das hippe Spinning vielleicht als idiotische, verwässerte und entfremdete Version des eigenen Sports ansehen.

    Aber, wenn wir mal ehrlich sind: In welche Pedale man tritt, wo und mit wem, sollte doch wirklich nichts zur Sache tun. Für die eigene Fitness tut man immer etwas und den Kopf frei bekommt ihr auch. Ob draußen, alleine daheim auf der Rolle oder im Spinning-Studio. "Echte" Fahrradfahrer:innen sind all die, die sich in den Sattel schwingen und in die Pedale treten, egal auf welchem Bike oder auf welchem Level, mit welcher Leistung oder Geschwindigkeit, egal wie oft oder wie lange, wie, mit wem oder wo. Also ja. Tanzen und Radeln zugleich in einem ganz ganz anderen Ambiente, das ist auch was für echte Fahrradfahrer:innen. Für alle nämlich.

    Wir bei buycycle bieten jetzt vielleicht keine Spinning Classes an. (Noch nicht? Frage an Business Development Team?) Aber wir bieten jedem und jeder von euch das perfekte pre-owned Bike. Unter den mehr als 17.000 Rennrädern, Gravel und Mountainbikes auf unserer Website findet ihr sicher das eine, das perfekt zu euch und euren Bedürfnissen passt. Bei Fragen ist das buycycle Team immer für euch da und mehr Info rund ums Thema Fahrrad findet ihr auf dem Blog - bleiben und stöbern lohnt sich! Wir wünschen euch nun erstmal, wie immer: Happy browsing, happy cycling und happy spinning auch!