• Europas größte Fahrradauswahl

    Deutschlands Nahverkehr unter der Lupe: Die besten Angebote für Radfahrer

    Anja Benson
    Anja Benson
    19. Aug. 2024 9 Min.
    Deutschlands Nahverkehr unter der Lupe: Die besten Angebote für Radfahrer

    Es gibt viele Gründe, warum Menschen das Fahrrad und den öffentlichen Nahverkehr kombinieren: Sei es aus Rücksicht auf die Umwelt, für günstige Wochenendtrips oder um im Alltag flexibel zwischen den Verkehrsmitteln zu wechseln. Entscheidend für eine reibungslose Fahrt ist jedoch die Wahl des richtigen Fahrscheins. Der deutsche Nahverkehr ist dafür bekannt, dass eine Vielzahl regionaler Tarife und Zonen die Suche nach dem passenden Angebot zu einer Herausforderung machen kann.

    Seit der Einführung des Deutschlandtickets ist das Reisen zwar übersichtlicher geworden. Laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen nutzen monatlich rund 11,2 Millionen Menschen das 49-Euro-Ticket [1]. Allerdings ist die Mitnahme von Rädern damit nicht abgedeckt. Nicht jeder möchte außerdem ein entsprechendes Abonnement abschließen. Für Rad-Enthusiasten bleibt also weiterhin das Problem, den passenden Fahrschein zu finden.

    Das aktuelle Ranking vergleicht Preise für Tages- und Fahrradtickets in 40 deutschen Großstädten sowie Preise und Preis-Leistung in den wichtigsten Verkehrsverbünden. Gleichzeitig macht die Analyse deutlich, worauf man achten muss, wenn man in Deutschland flexibel mit Bus, Bahn und Rad unterwegs sein möchte.

    Das kostet ein Tag mit dem Fahrrad in deutschen Städten

    Wer einen Tag lang eine Stadt per Rad, Bus und Bahn erkunden möchte, muss sich auf teilweise sehr unterschiedliche Preise einstellen. Von einem kostenlosen Transport bis hin zu einem Zusatzfahrschein für knapp sechs Euro ist die Spanne für die Fahrradmitnahme breit gefächert.

    Saarbrücken bietet die günstigste Fahrradmitnahme

    • Ein besonders preiswertes Angebot findet sich in Saarbrücken, wo ein Tagesticket 5,60 Euro kostet, während man seinen Drahtesel ohne Aufpreis mitnehmen kann. Lediglich für frühe Vögel wird es etwas teuer: Vor 9 Uhr ist ein Fahrschein für 2,30 Euro notwendig
    • Schwerin erweist sich bezüglich der Mitnahme ebenfalls als besonders erschwinglich. Die Tageskarte für die Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns kostet 5 Euro. Für das Zweirad gibt es ein entsprechendes Ticket für einen Euro. Dieses ist jedoch zeitlich auf 45 Minuten begrenzt. Möchte man flexibler sein, besteht die Möglichkeit, eine zusätzliche Tageskarte zu ziehen.
    • Anders sieht es in Berlin aus. Wer in der größten Stadt Deutschlands das gesamte Stadtgebiet flexibel mit Rad und Öffis erkunden möchte, bezahlt für einen Tag insgesamt 17,30 Euro für die beiden notwendigen Fahrscheine. Busse sind dabei grundsätzlich von der Mitnahme ausgeschlossen. Eine kleine Ausnahme bilden hierbei die Nachtbusse der Linie N1 bis N9, die jeweils für ein Fahrrad Platz bieten.

    In diesen Städten fährt das Fahrrad ebenfalls kostenlos mit

    Einige Verkehrsverbünde in Deutschland fördern die nachhaltige Fortbewegung mit dem Fahrrad, indem sie die Mitnahme kostenlos ermöglichen – zumindest zu bestimmten Zeiten und in bestimmten Verkehrsmitteln: 

    • Chemnitz: Nutzer des VMS-Tarifes und Ländertickets der Deutschen Bahn können ihr Rad hier ohne Einschränkungen umsonst mitnehmen.
    • Frankfurt am Main: Zweiräder fahren in U-, Straßen-, S-Bahnen und Regionalzügen immer kostenlos mit. In Bussen können ebenfalls Räder transportiert werden. Es gelten hier jedoch Sperrzeiten an Schultagen (6 bis 8:30 Uhr sowie 16 bis 18:30 Uhr).
    • Wiesbaden & Mainz: Fahrgäste können ihr Fahrrad ohne Aufpreis in allen Bussen und Straßenbahnen der MVG und ESWE-Verkehr mitnehmen.
    • Halle (Saale): In Halle kann täglich in der Zeit von 21 bis 4 Uhr, Samstag von 21 bis 8 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 21 bis 9 Uhr ein Fahrrad kostenfrei mitgenommen werden. Außerhalb dieser Zeiten ist eine Extrakarte für 2,10 Euro notwendig.
    • Hannover: Die niedersächsische Landeshauptstadt erlaubt die Beförderung von Rädern in Bus und Bahn nur zu bestimmten Zeiten – dafür aber grundsätzlich gratis. Montags bis freitags von 8:30 bis 15 Uhr und zwischen 19 und 6:30 Uhr ist die Mitnahme des eigenen Drahtesels möglich. An Samstag, Sonn- und Feiertagen besteht dieses Angebot ganztägig. Außerhalb dieser Zeiten gilt ein striktes Verbot.
    • Mannheim: Für die Universitätsstadt wie für den gesamten Verkehrsverbund Rhein-Neckar gilt, dass der Transport zu den meisten Tageszeiten gratis ist. Lediglich werktags zwischen 6 und 9 Uhr ist für Mannheim ein zusätzliches Ticket im Wert von 2,20 Euro zu lösen.
    • Freiburg im Breisgau: Wie in Mannheim ist die Fahrradmitnahme bis auf die Hauptverkehrszeiten kostenlos. An Werktagen muss zwischen 6 und 9 Uhr ein weiterer Fahrschein für Erwachsene gelöst werden. Zudem ist die Beförderung nur in der S-Bahn gestattet. In Stadtbahnen und Bussen herrscht ein Fahrradverbot.
    • Stuttgart: Fahrräder können hier in Bussen und Bahnen von Montag bis Freitag vor 6 Uhr und nach 9 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen kostenlos mitgenommen werden. Ansonsten ist ein Zusatzticket notwendig. In der Stadtbahn, Seilbahn und Zahnradbahn ist die Fahrradmitnahme von Montag bis Freitag zwischen 6 und 8:30 Uhr sowie 16 und 18:30 Uhr nicht erlaubt. Außerhalb dieser Zeiten und an Wochenenden und Feiertagen ist die Mitnahme kostenfrei.

    Über die Stadtgrenzen hinaus: So teuer ist die Fahrradmitnahme in verschiedenen Verkehrsverbünden

    Tagestrips mit dem Fahrrad werden immer beliebter. Laut dem ADFC sind 2023 mehr als 37 Millionen Menschen in Deutschland im Urlaub und auf Tagesausflügen Rad gefahren [2]. Wer sich morgens auf sein Fahrrad schwingt und ein paar Stationen mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegt, kann sein ganz persönliches Mikro-Abenteuer abseits des Großstadtrummels erleben. Eine Voraussetzung hierfür ist das passende Verbundticket, mit dem man einzelne Regionen in Deutschland bequem und flexibel erkunden kann. Dabei unterscheiden sich die Verbundtarife nicht nur hinsichtlich des Preises, sondern auch ihrer Reichweite. Das folgende Ranking berücksichtigt daher neben den Kosten für die benötigten Fahrscheine auch die Reichweite, die damit geboten wird.

    Am günstigsten ist es für Fahrradfahrer im Saarland

    • Im saarländischen Verbundgebiet SaarVV ist das Angebot des Nahverkehrs für Radfahrer am günstigsten. Eine Tageskarte für den Verbund kostet gerade einmal 10,20 Euro, und ein zusätzlicher Fahrschein für das Rad in Höhe von 4,50 Euro ist nur vor 9 Uhr notwendig. Den Rest des Tages über fährt der Drahtesel durch das ganze Bundesland umsonst mit.
    • Die beste Preis-Leistung erhalten Radtour-Fans im Rhein-Neckar-Gebiet. Im lokalen Verkehrsverbund, der unter anderem Kaiserslautern und Mannheim umfasst, erstreckt sich über knapp 200 Kilometer. Ein Ticket für einen Tag kostet hier 17,80 Euro. Die passende Zusatzkarte für ein Rad ist nur an Werktagen zwischen 6 und 9 Uhr erforderlich und für 9,70 Euro zu erwerben. Das bietet die idealen Voraussetzungen dafür, die malerische Landschaft des Dreiländerecks mit Rad und Bahn zu erkunden.
    • Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg belegt im Ranking den letzten Platz. Der Preis eines Tagestickets liegt bei 34,20 Euro. Zum Vergleich: Ähnlich teuer ist mit 34,80 Euro das SchönerTagTicket NRW, das Radfahrern deutlich mehr Ziele zur Auswahl bietet. Ein eigenes Fahrradticket gibt es außerdem in diesem Verbundgebiet nur für Kurzstrecken. Für Tagesausflüge empfiehlt der Betreiber das FahrradTagesTicket NRW, das 5,55 Euro kostet.

    Das richtige Ticket fürs Fahrrad finden: Ein deutsches Mikro-Abenteuer

    Die Analyse zeigt, dass die Komplexität des deutschen Nahverkehrs auch auf Fahrradfahrer keine Rücksicht nimmt. Generell ist die Mitnahme des eigenen Drahtesels vielerorts durch entsprechende Zusatztickets möglich. Der Teufel liegt jedoch im Detail. Auf folgende Punkte müssen Fahrradfahrer bei der Planung ihres Trips daher unbedingt achten:

    • Darf man sein Fahrrad jederzeit, oder nur zu bestimmten Uhrzeiten (kostenlos) mitnehmen?
    • Darf man sein Rad in jedem öffentlichen Verkehrsmittel mitnehmen, oder sind beispielsweise Busse davon ausgeschlossen?
    • Welche Art von Fahrschein benötigt man für ein Fahrrad?
    • Wie viel Platz ist für Räder vorgesehen und sind diese nur in bestimmten Waggons erlaubt?

    Unabhängig vom jeweiligen Verkehrsbetreiber gilt deutschlandweit, dass Stellplätze in Bus und Bahn begrenzt sind. Rollstühle und Kinderwagen haben aus diesem Grund stets Vorrang. Im Zweifel kann es daher passieren, dass die Mitreise nicht wie geplant möglich ist. Menschen, die ein Faltrad besitzen, sind häufig übrigens entspannter unterwegs, da für sie oftmals kein zusätzliches Ticket erforderlich ist. 

    Fazit: Wie gut das Rad mitfährt, ist regional sehr unterschiedlich

    Für einen nachhaltigen Verkehr der Zukunft ist eine flexible Kombination von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln wie Fahrrädern, Bussen und Bahnen essenziell. Das aktuelle Ranking verdeutlicht, dass in Deutschland bereits viel für diese Vereinbarkeit geboten wird. Gleichzeitig gibt es vielerorts Einschränkungen bei der Beförderung des eigenen Drahtesels, so dass ein gelungener Ausflug neben einer guten Planung auch eine Portion Glück erfordert. Zudem ist die Wahl des passenden Fahrscheins nach wie vor eine Herausforderung, gerade, wenn man in fremden Regionen Deutschlands unterwegs ist. Der Verkehrsverbund Mittelsachsen bietet mit dem VMS-DeutschlandTicket+ ein wunderbares Beispiel, wie das gelingen kann: Für 10 Euro pro Monat kann das 49-Euro-Ticket um eine Fahrradmitnahme erweitert werden. Es ist wünschenswert, dass zumindest für Inhaber des Deutschlandtickets flächendeckend ein entsprechendes Zusatzticket angeboten wird. So kann die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs in Verbindung mit dem eigenen Rad attraktiver gestaltet werden.

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    Methodik

    Um herauszufinden, wie teuer die Mitnahme in den öffentlichen Verkehrsmitteln in Deutschland ist, wurde eine umfassende Recherche durchgeführt (Stand: August 2024). Die hierfür ermittelten Daten beziehen sich auf aktuelle offizielle Angaben der jeweiligen Verkehrsunternehmen. Die hierfür verwendeten Quellen können in der Quellenübersicht eingesehen werden.

    Städteranking:

    ¹ Auswahl: Für das Ranking wurden die 40 größten Städte Deutschlands, einschließlich der Hauptstädte der einzelnen Bundesländer, analysiert.

    ² Tagesticket: Gibt den Preis für ein Tages- beziehungsweise 24-Stunden-Ticket für einen Erwachsenen für das jeweilige Stadtgebiet an.

    ³ Fahrradticket: Wo möglich, wurde der Preis für ein Tagesticket angegeben. Manche Städte wie Schwerin bieten für die Zusatzkarte jedoch nur Kurzstreckentarife an. Um nachhaltige Verkehrskonzepte zu honorieren, wurde die Fahrradmitnahme als kostenlos gewertet, auch wenn zu bestimmten Uhrzeiten gegebenenfalls ein Zusatzticket notwendig ist.

    Verbundranking:

    ¹ Auswahl: Für das Ranking wurden die Verkehrsverbünde der Städte analysiert, die für die Städteebene ausgewählt wurden.

    ² Tagesticket: Gibt den Preis für ein Tages- beziehungsweise 24-Stunden-Ticket für einen Erwachsenen das jeweilige Gebiet an.

    ³ Fahrradticket: Entspricht dem Preis für ein Tagesticket innerhalb eines Verbundraums. Äquivalent zur Städte-Ebene wurde hier ebenfalls die Fahrradmitnahme als kostenlos gewertet, selbst wenn zu Hauptverkehrszeiten ein Ticket erforderlich ist.

    4 Reichweite (Preis-Leistung): Setzt die Entfernung, die man innerhalb eines Verbundes zurücklegen kann, ins Verhältnis zu den gesamten Kosten für Tages- und Fahrradticket.

    Punkte

    Um eine Rangliste innerhalb der untersuchten Städte, beziehungsweise der Verkehrsverbünde zu erstellen, wurden alle Faktoren der einzelnen Untersuchungsfelder mit folgender Formel auf einer Punkteskala von 0 bis 100 standardisiert:

    Die Stadt, beziehungsweise der Verkehrsverbund, die im jeweiligen Faktor am besten abschnitt, erhielt die Punktzahl 100. Die Stadt oder der Verkehrsverbund, der jeweils am schlechtesten abschnitt, erhielt die Punktzahl 0. Alle anderen Städte und Verkehrsverbünde wurden danach jeweils innerhalb eines Faktors an diesen Extremwerten bemessen und entsprechend gerankt.

    Quellen

    ¹ Zahlen des Verbands deutscher Verkehrsunternehmen zum Deutschlandticket www.vdv.de/deutschlandticket.aspx

    ² ADFC Radreiseanalyse 2024: www.adfc.de/artikel/adfc-radreiseanalyse-2024-die-ergebnisse